Hausstaubmilben und Tiere

Dr. Olivier Hausmann

Löwenpraxis, Luzern

Dezember 20, 2021

HAUSSTAUBALLERGIE UND TIERALLERGIEN: WORUM HANDELT ES SICH?

Neben Pollen sind Eiweisse (Proteine) von Hausstaubmilben sowie Eiweisse von gefiederten oder behaarten Tieren (besonders von Katzen, Hunden und Pferden) die Hauptursache für allergische Reaktionen und Erkrankungen wie Asthma, Rhinitis (= Niesattacken, verstopfte Nase etc.) und Konjunktivitis (Bindehautentzündung).

Fast jeder zehnte Bewohner der Schweiz weist einen positiven Hauttest auf Hausstaubmilben auf und ungefähr 80% aller Kinder mit ganzjährigem Asthma sind auf Milben sensibilisiert. Die Milbenallergie ist in Europa zur Hauptursache des ganzjährigen allergischen Asthmas geworden. In unserem Land wurden 1,72 Millionen Katzen und 503’000 Hunde gezählt (Bundesamt für Statistik, 2020). Aufgrund ihrer geringen Grösse verursachen Tierallergene mehrheitlich Asthma. Bei Katzen und Hundeallergenen sind die Partikel so klein, dass sie stundenlang in der Luft schweben können. Dies erklärt, warum eine allergische Person bereits beim Betreten der Wohnung Beschwerden bekommen kann, obwohl noch nicht bekannt ist, dass in dieser Wohnung ein Hund oder eine Katze lebt.

HAUSSTAUBALLERGIE UND TIERALLERGIEN: WAS GESCHIEHT?

Was ist eine Hausstaubmilbe?

Hausstaubmilben sind kleine Spinnentierchen, die sich an warmen feuchten Orten aufhalten. Sie haben eine Vorliebe für unsere Matratzen, Kissen, Decken, Teppiche und Polstermöbel. Sie vermehren sich je nach Umgebungsbedingungen (Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit) unterschiedlich schnell. Als Ernährung dienen den Hausstaubmilben abgestorbene Hautschuppen. Hausstaubmilben produzieren pro Tag bis zu 40 Kotbällchen. Darin befinden sich die Enzyme, die für die Allergie verantwortlich gemacht werden: die Allergene. Aber auch tote Tiere, die austrocknen und zu Staub zerfallen, sind eine wichtige Allergenquelle.

Woher kommen die Tierallergene?

Die allergenen (die Allergie auslösenden) Substanzen sind die eiweisshaltigen Bestandteile des Speichels, des Schweisses, des Talgs oder Urins der Tiere und stehen zum Teil unter hormoneller Kontrolle. Kastrierte Haustiere wirden daher zumeist besser vertragen. Diese Allergene selbst haften an den Tierhaaren oder -federn und verteilen sich u.a. darüber in der Umgebung und werden eingeatmet. So kommen sie in Kontakt mit den Schleimhäuten der Nase und den Bronchien.

Wie erkenne ich eine Allergie?

Der Beginn einer allergischen Reaktion auf Hausstaubmilben oder Tiere wird oft gar nicht bemerkt: eine morgens verstopfte Nase ist nicht weiter dramatisch. Dieser schleichende Beginn ist typisch für eine ganzjährige Allergie. Wie beim Heuschnupfen steht am Anfang die Sensibilisierung auf die Allergie auslösende Substanz. Es kommt im Körper zur Bildung spezifischer Antikörper (Eiweissmoleküle zur Bekämpfung von Krankheitserregern und anderen Fremdstoffen). Erst der erneute Kontakt mit dem Allergen führt dann zu einer allergischen Reaktion mit Juckreiz, laufender Nase und akuten Atemnotattacken.

Vor allem bei Haustieren, die sich in geschlossenen Räumen aufhalten, wie z. B. Wohnungskatzen, bemerken die betroffenen Personen sofort entsprechende Symptome wie Niesen oder Atemnot. Da sie oft dauerhaft in unseren Wohnungen leben, sind die allergischen Beschwerden in der Regel das ganze Jahr über festzustellen.

HAUSSTAUBALLERGIE UND TIERALLERGIEN: WAS TUN?

Mittels allergologischer Abklärung kann festgestellt werden, ob eine betroffene Person auf eines oder mehrere dieser Allergene sensibilisiert ist. Wenn die Vorgeschichte nicht klar ist, ist es manchmal schwierig das «schuldige» Allergen zu finden. Massnahmen zur Meidung der auslösenden Substanz sind im Fall einer Allergie angebracht, um die Symptome zu behandeln.

Bei einer Hausstaubmilbenallergie bilden Massnahmen zur Meidung der Hausstaubmilben die Basis der Behandlung. Milben fühlen sich bei Temperaturen zwischen 20 – 30°C sehr wohl; deshalb ist es auch sehr sinnvoll, Schlafzimmer eher kühl, also bei ca. 18°C zu halten. Ausserdem begünstigt eine hohe Luftfeuchtig- 31 keit das Wachstum der Hausstaubmilben. Die Wohnräume sollten regelmässig gelüftet (mehrmals am Tag für 2 bis 3 Minuten) und Luftbefeuchter und Zimmerpflanzen vermieden werden. Da der Kontakt mit den Allergenen der Hausstaubmilben meistens im Bett erfolgt, ist es unerlässlich, das Bettzeug wöchentlich regelmässig bei mindestens 60°C zu waschen und die Matratze sowie eventuell Kissen und Duvet mit speziellen milben- und allergendichten Bezügen zu beziehen. Der Kauf neuer Matratzen und Duvets ist hingegen nicht notwendig, da diese innert weniger Wochen bereits wieder besiedelt sind.

Allergene in Milben und Tieren:

Bei Tierallergien müssen Allergene ebenfalls so weit wie möglich vermieden werden. Dies ist ein sehr schwieriges Thema, da die Tiere als Familienangehörige angesehen werden und sich die Familien nur sehr schlecht von ihnen trennen können.

Zudem lässt sich auch noch Monate nach dem Weggeben der Tiere ein höherer Allergenspiegel in den Wohnungen nachweisen, so dass die Symptome nach der Weggabe von Tieren nicht sofort aufhören. Kann das Tier nicht aus der Wohnung verbannt werden, erlauben gewisse Massnahmen, die Exposition mit dem Allergen zu verringern.

Auch eine indirekte Exposition kann Probleme bereiten. Es genügt, dass 20% der Schulkinder einer Klasse zu Hause eine Katze halten, damit ein auf Katzen allergisches Kind mit einer Asthmaattacke im Schulzimmer reagiert.

Neben der Vermeidung oder Reduzierung von Allergenen ist bei anhaltenden Beschwerden oft eine medikamentöse Behandlung nötig, um die Allergiesymptome zu mildern und einhergehende Entzündungen zu reduzieren. Bei Hausstaubmilbenallergie hat sich die spezifische Immuntherapie („Desensibilisierung“) als wirksam erwiesen und sollte in hartnäckigen Fällen in Betracht gezogen werden. Dabei erfolgt die Behandlung mit dem Allergen selbst, um den Körper wieder an die Hausstaubmilben zu gewöhnen. Bei Tierhaarallergien hingegen ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis der spezifischen Immuntherapie ungünstiger und üblicherweise beschränkt sich diese Therapiemöglichkeit hier auf beruflich Exponierte (Tierärzte, Tierpfleger).

MASSNAHMEN FÜR DIE PRÄVENTION UND DIE BEHANDLUNG:

Prävention:
  • Die Luftfeuchtigkeit in den Schlafzimmern durch häufiges kurzes Lüften reduzieren
  • Matratze sowie eventuell Kissen und Duvet mit speziellen milben- und allergendichten Bezügen beziehen
  • Einen mit einem HEPA-Filter ausgerüsteten Staubsauger benutzen, besser ist es, den Boden regelmässig feucht aufzunehmen
  • Bei Katzenallergie muss eine im Haus gehaltene Katze vom Wohnbereich ferngehalten werden; es sollte ein absolutes Schlafzimmerverbot für sie herrschen
  • Der Allergengehalt des Fells kann eventuell durch wöchentliches Baden der Tiere reduziert werden, kastrierte Tiere werden zumeist besser toleriert
  • Polster und Sitzmöbel sollten keine Stoffbezüge haben, da sich darin viele Allergene ablagern können
  • Teppiche sind grosse Staubfänger und sollten deshalb, wenn möglich, entfernt werden
  • Kann der Kontakt mit dem Tier nicht vermieden werden, kann die Verwendung von Luftreinigungsgeräten mit Spezialfiltern angezeigt sein
Behandlung:
  • Medikamentöse Behandlung
  • Subkutane oder sublinguale Immuntherapie (SIT) (Desensibilisierung)

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