Kinder von Eltern aus unterschiedlichen Herkunftsländern und -kulturen wachsen in einem bilingualen familiären Umfeld auf und erwerben oftmals in den ersten drei Lebensjahren zwei verschiedene Sprachen. Wenn darüber hinaus die Unterrichtssprache in der Schule eine andere ist als die zu Hause gesprochene/n und zusätzliche Fremdsprachen auf dem Lehrplan stehen, wird das Kind früh mehrsprachig. Chance oder Handicap?
Die Vorteile der Zweisprachigkeit liegen auf der Hand: In einer zunehmend enger vernetzten Welt, wo immer mehr Berufe die Beherrschung von mindestens zwei Fremdsprachen verlangen, ist die Zwei- oder Mehrsprachigkeit bei Schuleintritt ein unschätzbarer und intellektuell bereichernder Vorteil.
Kinder sind auch ohne besondere Sprachbegabung fähig, spielend mehr als eine Sprache von Geburt an zu erwerben. Anders als gemeinhin befürchtet, führt der Erwerb von zwei, drei oder gar vier Sprachen im frühen Kindesalter weder zu mentaler Überforderung noch wirkt er sich nachteilig auf die kindliche Entwicklung aus. Vielmehr haben verschiedene Studien nachgewiesen, dass die so genannte Zweisprachigkeit die intellektuelle Flexibilität und das Denkvermögen positiv beeinflusst. Was indes nicht heissen will, dass dabei kein sprachliches Ungleichgewicht entstehen kann: Wo der Erwerb der Erstsprachen auf tiefem Niveau verharrt, kann sich das Lernen einer weiteren – dritten oder auch vierten – Sprache negativ auf die Erstsprachenkompetenz auswirken.
Experten raten, für eine optimale Sprachentwicklung die Sprachen in der Familie konsequent zu trennen. Beide Elternteile sollten in ihrer jeweiligen Muttersprache mit dem Kind sprechen und es vermeiden, die Sprachen zu vermischen, indem sie etwa in seiner Anwesenheit vom Englischen ins Französische wechseln. Auf diese Weise wird das Kind beide Sprachen rascher erwerben und sie nicht miteinander verwechseln.
Wer nicht von Geburt an mit zwei Sprachen in Berührung gekommen ist, erlernt spätestens im Schulalter eine oder mehrere Fremdsprachen – nicht selten auch bereits im Kindergarten. Aber ungeachtet der Anstrengungen, die manche Eltern unternehmen, um ihren Sprösslingen früh andere Sprachen zu vermitteln, gilt es eines zu bedenken: Jede Sprache, die nicht aktiv und regelmässig verwendet wird, geht ebenso rasch vergessen, wie sie erlernt wurde.
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