Asthma

Prof. Dr. med. Johannes Wildhaber & Dr. med. Andreas Jung

Kinderklinik, HFR Freiburg, Kantonsspital & Abteilung für Pneumologie, Kinderspital der Universität Zürich

Mai 13, 2021

Asthma ist eine Erkrankung der Atemwege und der Lunge. Asthmasymptome sind Husten, Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust und Keuchen. Die Symptome können während der Nacht oder bei Bewegung schlimmer werden. Asthma kann durch genetische oder umweltbedingte Faktoren verursacht werden. Luftverschmutzung und Allergene sind Umweltfaktoren. Behandlungen können Ihnen helfen, Asthma zu kontrollieren, damit Sie ein normales Leben führen können. Die Vermeidung von Auslösern wie Allergenen und Reizstoffen der Atemwege hilft Ihnen, Asthmaanfälle zu verhindern. Da jedes Asthma anders ist, kann Ihr Arzt Ihnen helfen, Ihr Asthma zu klassifizieren, das von leicht bis schwer reicht. Der Arzt wird Tests wie Atemwegsinfektionen oder chronisch obstruktive Lungenerkrankung, auch bekannt als COPD, durchführen. Je nach Einstufung wählt Ihr Arzt die beste Behandlung aus. Der Schweregrad des Asthmas kann sich im Laufe der Zeit ändern, sodass die Behandlung möglicherweise einige Anpassungen erfordert. Die Behandlung umfasst Inhalatoren, Vernebler, Langzeitmedikamente und Medikamente zur schnellen Linderung.

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ASTHMA: WORUM HANDELT ES SICH?

Das Asthma bronchiale ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter und spielt auch im Erwachsenenalter eine wichtige Rolle. Bei Kindern sind die Symptome des chronischen Asthmas manchmal wenig spezifisch; zudem ist die Ruhe-Lungenfunktion gerade bei jüngeren Kindern oftmals entweder noch nicht durchführbar oder nicht konklusiv, da die klassischen Zeichen der reversiblen Bronchialverengung fehlen können. Dies hat zur Folge, dass Asthma bei Kindern manchmal nicht diagnostiziert und ungenügend behandelt wird. Wichtig ist jedoch eine frühzeitige und exakte Diagnose, da hiervon nicht nur die Beeinträchtigung im Alltag, sondern auch die Prognose der Lungenerkrankung abhängt. Der Schweregrad eines Asthmas im Erwachsenenalter hängt auch vom Krankheitsverlauf während der Kindheit ab. Zudem zeigen neuere Studien, dass die Lungenfunkton im Erwachsenenalter massgeblich durch die Ausprägung der Einschränkung derselben im Kindesalter bestimmt wird. Die Behandlung des Asthma bronchiale beruht nicht nur auf einer medikamentösen, sondern einer ganzheitlichen Therapie incl. Therapie der allergischen Triggerfaktoren sowie einer Patienteninformation und -Schulung und regelmässigen fachärztlichen Kontrollen.

Über viele Jahrzehnte hinweg galt die Aufmerksamkeit beim Asthma bronchiale in erster Linie der glatten Atemwegsmuskulatur. Kontraktionen dieser Muskulatur galten als Auslöser der für das Asthma typischen intermittierend auftretenden, in schweren Fällen auch bleibende Atemwegsverengung. Heute wissen wir, dass die Atemwegsentzündung eine Schlüsselrolle bei der Entstehung des Asthma bronchiale spielt und dass die Kontraktion der glatten Atemwegsmuskulatur eine Folge davon ist. Dieser Erkenntnis folgte ein grundsätzliches Umdenken. Bei der Behandlung des Asthmas konzentriert man sich nun auf die Suche nach der Ursache der entzündlichen Reaktionen und auf die Behandlung der Atemwegsentzündung, die andauern kann, auch wenn der Patient keine Symptome mehr aufweist. Verschiedene Triggerfaktoren (v.a. Sensibilisierung auf Allergene, Atemwegsinfektionen, körperliche Belastung) können auf der Basis einer Entzündung und einer Übererregbarkeit der Atemwege zu Asthmasymptomen führen. Die Verengung der Atemwege im Anschluss an die Entzündung manifestiert sich klinisch oft durch die typischen Asthmasymptome; jedoch kann eine mässige chronische Entzündung unbemerkt bleiben. Aufgrund von Persistenz und chronisch wiederholter Exposition mit irritativen Faktoren (Allergene, Infekte) kann es zur Krankheitsprogression der Bronchialwände mit Vernarbung und chronisch-irreversibler Verengung der Atemwege kommen.

ICH HABE VIELLEICHT ASTHMA, WAS WIRD UNTERSUCHT?

Bei Erwachsenen, Jugendlichen und Vorschul-/Schulkindern:

Die Diagnose des Asthma bronchiale basiert vorwiegend auf Befunden aus der Anamnese (pfeifende Atmung bei der Ausatmung = Giemen, Atemnot, Husten) und aus klinischen, lungenfunktionellen und allergologischen Untersuchungen. In der Lungenfunktion zeigt sich typisch eine Verengung der Atemwege (Obstruktion), eine sogenannte «obstruktive Ventilationsstörung», die mit der Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie) gemessen wird. Diese Verengung der Atemwege ist normalerweise reversibel, was in der Lungenfunktion mittels Inhalation eines Bronchienerweiterers untersucht wird. Die Ansammlung von Luft in den Lungen (Überblähung) ist eine Folge einer schwereren Obstruktion und wird bei der Lungenfunktionsprüfung erkennbar. Zusätzlich kann die Atemwegsentzündung in spezifischen Ausatmungstests gemessen werden (FeNO-Messung). Falls die Ananmnese und die Befunde der Spirometrie nicht eindeutig sind, kommen andere, so genannte Provokationstests zum Tragen, um ein Asthma sicher zu bestätigen (Belastungslungenfunktion) oder auszuschliessen (Metacholinprovokation).

Allergologische Untersuchungen ermöglichen es, individuell zu bestimmen, ob Allergene Asthmasymptome triggern können. Hierbei kommen v.a. Haut- (Pricktest) und/oder Bluttests (Bestimmung des spezifischen IgE) zum Einsatz. Alle Allergene können potentiell Auslöser von Asthmasymptomen sein. Die Anamnese erlaubt es, die zu testenden Allergene besser zu definieren. Je nach dem, wann die Symptome auftauchen, wird das Asthma als ganzjährig oder saisonal bezeichnet. Bei saisonalem Asthma ist es wichtig, die Saison genau zu präzisieren. Die häufigsten Asthma-auslösenden Allergene sind Hausstaubmilben, Tierhaare und Pollen.

Bei Säuglingen und Kleinkindern:

Beim Kleinkind äussert sich das Asthma hauptsächlich durch eine pfeifende Atmung (=Giemen, Wheezing) und/oder einen chronischen Husten. Bei einer Infektion der Atemwege weisen Säuglinge und Kleinkinder häufig eine Bronchitis mit Giemen auf, die auch obstruktive Bronchitis oder episodisches virales Wheezing genannt wird. Diese Bronchitis gleicht von der Symptomatik her dem Asthma, kann aber nur als solches betrachtet werden, wenn sich die Episoden häufig wiederholen. Gemäss den aktuellen gültigen Richtlinien sollte eine Asthmadiagnose auf der Basis bestimmter definierter Kriterien bestätigt werden. Triggerfaktoren des Asthmas müssen gesucht werden, auch bei Säuglingen. Allergologische Untersuchungen können bereits in den ersten Lebensmonaten durchgeführt werden.

Altersunabhängig wichtig ist es, andere Erkrankungen, welche Asthmaähnliche Symptome aufweisen, auszuschliessen; hier ist je nach Alter u.a. an Fremdkörperaspiration, angeborene Fehlbildungen, oder seltene Lungenerkrankungen wie die Cystische Fibrose zu denken. Die häufigste Asthma- Fehldiagnose v.a. im Schulalter ist jedoch die Vocal Cord Dysfunction (Stimmlippenfehlfunktion), bei der es wie beim Asthma typischerweise zu Atemnot und pfeifender Atmung (allerdings bei Einatmung!) bei Anstrengung kommt.

WAS TUN, WENN ICH AN ASTHMA LEIDE?

Ist die Diagnose gestellt, geht es zum einen darum, mit präventiven Massnahmen und Therapien die Auslöser (Trigger) und die Asthma-Symptome zu vermeiden und zum anderen dennoch auftretende Symptome wirksam zu behandeln. Zur Prävention existieren Informationsbroschüren zu den jeweiligen Auslösern. Für die medikamentöse Therapie erstellt der behandelnde Arzt einen spezifischen und individuellen Behandlungsplan. Hierbei geht es darum, anhand des Symptomverlaufes und ggfs. der Lungenfunktion die Medikamentendosis anzupassen und ein Schema für eine Dauer-, Bedarfs- und Notfalltherapie festzulegen.

WIE BEHANDLE ICH MEIN ASTHMA?

Da die Atemwegsentzündung beim Asthma bronchiale eine Schlüsselrolle spielt, bilden vorbeugende entzündungshemmende Medikamente die Grundlage der Asthmabehandlung. Bronchienerweiterer sind nützlich bei der Behandlung von Asthmaanfällen und in Form von langwirksamen Medikamenten als stabilisierende Ergänzung zu entzündungshemmenden Medikamenten (Kombinationstherapie).

Eine adäquate Behandlung muss zahlreiche Faktoren berücksichtigen und möglichst individuell auf den einzelnen Patienten ausgerichtet sein (s. Kasten «Asthma-Behandlung»). Eine frühzeitige bzw. oft kontinuierliche antientzündliche Behandlung durch Inhalationen ist wesentlich, um die therapeutischen Ziele zu erreichen.

Folgendes sind die Therapieziele:
• Altersgerechte Aktivität in Schule, Arbeit und Freizeit
• Symptom- und Beschwerdefreiheit tagsüber und nachts
• Möglichst uneingeschränkte sportliche Aktivität
• Regelmässig individuelle bestmögliche Werte in der Lungenfunktion
• Optimierte Lungenentwicklung (erkennbar an der Normalisierung oder Verbesserung der Lungenfunktion)
• Erhalt des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität auf bestmöglichem Niveau
• Nebenwirkungsarme, kostengünstige Medikation
• Langfristig Prävention irreparabler Lungenschädigungen
• Vermeidung von Asthmaanfällen

Zwei grosse Medikamentengruppen werden für die Asthmabehandlung eingesetzt.

•˙Entzündungshemmende Medikamente bilden die Behandlungsgrundlage. Ihre Aufgabe besteht darin, die Symptome zu behandeln und die Entzündung der Bronchialschleimhaut zu eliminieren, um Asthmaanfällen vorzubeugen und strukturelle Veränderungen der Bronchien (Remodelling) zu vermeiden, die langfristig die Lungenkapazität verringern können. Eine genügend lange und adäquat dosierte Behandlung ist notwendig, denn die Schleimhaut kann noch entzündet sein, obwohl der Patient keine Symptome mehr aufweist. Die bei Asthma verordneten entzündungshemmenden Medikamente werden ausschliesslich inhaliert (Kortikosteroide).

Vorübergehend systemisch angewendete Steroide (in Form von Tabletten, Sirup oder Zäpfchen) sind manchmal nützlich, um einen starken Asthmaanfall zu behandeln oder ein schweres Asthma, das auf Behandlungen mit Inhalationen schlecht anspricht. Leukotrienantagonisten sind weitere, schwächer wirksame entzündungshemmende Medikamente die in Tabletten oder Granulatform eingenommen werden. Sie können bei leichtem Asthma allein oder auch bei schwereren Formen zusammen mit inhalativen Steroiden und Bronchienerweiterern eingesetzt werden. Eine neuere Form, die bei schwerem und sonst nicht behandelbarem Asthma angewendet wird, ist die Therapie so genannten Biologicals (derzeit für Kinder und Jugendliche zugelassen sind Anti-IgE (Omalizumab) für das allergische Asthma und Anti-IL-5 (Mepolizumab) für das eosinophile Asthma). Diese Therapie muss in der Regel einmal monatlich subkutan injiziert werden.

• Bronchienerweiterer (Bronchodilatatoren) wirken auf die glatte Bronchienmuskulatur und behandeln die asthmatische Bronchialverengung. Bronchodilatatoren mit kurzer Wirkungsdauer (4 bis 8 Stunden) sind wirksam bei ad-hoc Behandlungen zur akuten Symptombekämpfung oder bei Anstrengungssymptomen; diejenigen mit langer Wirkungsdauer (12 bis 24 Stunden) werden immer in Kombination mit inhalativen Steroiden in der prävantiven Therapie verwendet. Die klassischen Bronchodilatatoren (Betamimetika) können heute bei schweren Fällen mit neuen bronchienerweiternden Substanzen (z.B. Tiotropium) ergänzt werden.

Die lokale Verabreichung von Medikamenten (Inhalation) ermöglicht nicht nur eine maximale lokale Wirkung, sondern vermindert gleichzeitig die Aufnahme des Medikaments in die Blutbahn und somit Nebenwirkungen an anderen Organsystemen. Inhalationsmedikamente können wie folgt verabreicht werden

• Pulver-Inhalator (DiskusR, TurbuhalerR, EliptaR)
• Dosieraerosol mit Inhalationskammer (Vorschaltkammer)
• In Ausnahmefällen Vernebler mit Kompressor und Mundstück oder Maske

Entscheidend für die Auswahl des richtigen Inhalationsgerätes sind Faktoren wie Alter, Atemzugkraft und Inhalationstechnik. Der Arzt muss das richtige Gerät auswählen und die Technik immer schulen bzw. überprüfen.

Asthma-auslösende Allergene sollen möglichst gemieden werden, um eine Stimulation der Bronchialentzündung zu vermeiden. Das gleiche gilt für Reizstoffe wie Tabakrauch (Passivrauchen). Vor allem sollten Erwachsene vermeiden, an Orten zu rauchen, an denen sich auch Kinder aufhalten (jedes 20. Kind leidet an Asthma!).

Bestehen klar definierte allergische Trigger, kann eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung sinnvoll sein, da hierdurch der Schweregrad der Symptome verringert und der Medikamentenverbrauch gesenkt werden kann. Bei schwierigen Verläufen oder Problemen im Management der Erkrankung bzw. der Therapie kann eine stationäre Rehabilitation zu einer Stabilisierung der Krankheitsverlaufes führen. Es darf nicht vergessen werden, dass normale sportliche Aktivitäten absolut mit Asthma vereinbar ist und zur Entwicklung der respiratorischen Leistung sogar empfohlen wird, jedoch nicht während eines Anfalls. Hierfür ist entscheidend, dass das Asthma gut medikamentös eingestellt ist.

Regelmässige Kontrollen des Krankheitsverlaufs und der Behandlung müssen durch den Arzt erfolgen, um sicher zu stellen, dass die therapeutischen Ziele erreicht wurden und die Lungenfunktion stabil bleibt.

Asthma-Behandlung

• Medikamentöse Therapie
• Elimination / Vermeidung von Allergenen und Reizstoffen (z.B. Passivrauchen)
• Hyposensibilisierung
• Rehabilitation
• Aktiv Sport treiben

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