In drei Vierteln aller Fälle tritt Hautkrebs nach dem 50. Lebensjahr auf. Er gehört neben Brust- und Lungenkrebs zu den häufigsten Krebsarten. Man unterscheidet zwischen dem weissen Hautkrebs (Spinaliom, Basaliom) und dem schwarzen Hautkrebs (Melanom). Bei 90 Prozent aller Hautkrebsfälle handelt es sich um weissen Hautkrebs. Im Vergleich zum selteneren schwarzen Hautkrebs sind die hellen Hautkrebsarten deutlich weniger aggressiv. Das Melanom allerdings kann einen aggressiven Verlauf nehmen und Metastasen bilden, die anderes Gewebe angreifen können Zum Glück können geschulte Patienten mit blossem Auge diese sichtbaren Hautveränderungen selbst erkennen. Durch einen regelmässigen prüfenden Blick auf die Haut kann die Gefahr also weitgehend eigedämmt werden. Wie kann man Hautkrebs erkennen? In welchen Formen tritt er auf? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Dr. Andrea Garbea, Dermatologin in Lutry, liefert Ratschläge und Antworten, um ein mulmiges Gefühl zu vermeiden.
Wie sieht Hautkrebs aus?
Man muss zwischen weissem und schwarzem Hautkrebs unterscheiden. Bei ersterem, der auch nicht-melanozytärer Hautkrebs genannt wird, handelt es sich um die am weitesten verbreitete Form. Weltweit treten jedes Jahr circa 2 bis 3 Millionen Fälle auf. Melanozytärer Hautkrebs bzw. ein Melanom ist gefährlicher, aber deutlich seltener. Weisser Hautkrebs entwickelt sich in der Regel sehr langsam. Er manifestiert sich häufig in Form von indurierten Erhebungen. Die Knötchen sind oftmals rötlich und können verkrustet, rau und uneben sein und leicht bluten. Beim schwarzem Hautkrebs sind die Hautveränderungen oft dunkel bis schwarz, unterschiedlich pigmentiert und wachsen schneller. Sie können in nur wenigen Monaten deutlich grösser werden.
Die Lesionen werden mithilfe der ABCD-Regel erkannt:
A für Asymmetrie: die Flecken sind nicht rund, sondern unförmig.
B für Begrenzung: die Ränder der Flecken sind unregelmässig, ausgezackt.
C für Colour (Farbe): sie sind verschiedenfarbig und fleckig.
D für Dynamik: Form, Farbe, Grösse und Dicke verändern sich und sie sind in der Regel mehr als einen halben Zentimeter gross.
Wenn diese Kriterien erfüllt sind, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Wie kann man Hautkrebs selbst erkennen? Worauf muss man achten?
Die erste Regel lautet, die Haut regelmässig selbst zu untersuchen. Nach dem 50. Altersjahr müssen Veränderungen besonders aufmerksam beobachtet werden. In Wirklichkeit ist dies der erste Schritt der Behandlung. Viele Patienten kommen zu mir, weil ihnen beim Blick über die Schulter ein neuer Fleck aufgefallen ist. Häufig handelt es sich jedoch um normale Altersflecken, die oft symmetrisch, rund und homogen sind. Hautkrebs ist nicht «natürlich», deswegen sind die Flecken asymmetrisch und unförmig. In manchen Körperregionen, beispielsweise am Rücken, empfiehlt sich ein kleiner Spiegel, um die Haut zu kontrollieren. Der Vorteil von Hautkrebs ist, dass er sichtbar ist und dass man Anomalien tatsächlich erkennen kann.
Sind manche Hautbereiche empfindlicher als andere?
Im Allgemeinen sind alle Bereiche gefährdet, die der Sonne ausgesetzt sind. In den meisten Fällen von weissem Hautkrebs sind besonders Hände, Dekolletee, Hals, Gesicht, Nase und Kopfhaut betroffen, wenn keine oder kaum Haare vorhanden sind. Den berühmten «Autofahrer-Hautkrebs» gibt es wirklich. Manche Patienten, die sehr viel Autofahren haben wegen der Sonne, die durch das Fenster ins Fahrzeug scheint, Lesionen auf der gesamten linken Gesichtshälfte oder dem linken Arm.
Was sind die Risikofaktoren?
Der Hauptrisikofaktor ist übermässige Sonnenexposition im Laufe des Lebens, mit oder ohne Sonnenbrand. Die Sonnenempfindlichkeit ist ausserdem stark mit dem Hauttyp verbunden. Bezüglich der Sonnenempfindlichkeit gibt es sechs Phototypen, von sehr heller Haut über dunkle bis hin zu schwarzer Haut. Menschen mit den Hauttypen I und II haben sehr helle Haut, die fast nie braun wird und in der Sonne schnell verbrennt. Sie sind besonders anfällig für UV-Strahlen. Sonnenbrand erhöht das Hautkrebsrisiko deutlich. Die Hauttypen V und VI, also dunkel und schwarz, haben das geringste Sonnenbrandrisiko. Auch bestimmte krebserregende Stoffe wie Arsen, Teer und nicht-raffinierte Mineralöle erhöhen das Risiko. Gleiches gilt für bestimmte Medikamente wie Immunsuppressiva, Röntgen- und Gammastrahlen. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle, wenn Eltern oder Geschwister an Hautkrebs erkrankt sind, ist besondere Vorsicht geboten. Und schliesslich gehören auch Personen mit vielen Muttermalen am Körper, beispielsweise mehr als 50, zur Risikogruppe. Circa 20 % der Melanome entwickeln sich auf einem vorhandenen Muttermal.
Welche Behandlungen gibt es?
Die häufigste Behandlung für weissen Hautkrebs ist die chirurgische Entfernung. Nach örtlicher Betäubung wird der Hautkrebs mit einer Sicherheitsmarge entfernt, anschliessend wird die Wunde genäht. Der Eingriff erfolgt häufig ambulant, direkt in der Praxis. Ein Spitalaufenthalt ist nur erforderlich, wenn grosse Hautbereiche betroffen sind. Bei oberflächlichen Lesionen kann auch die Kryotherapie (Therapie durch Kälte) verwendet werden. Der betroffene Hautbereich wird mit Flüssigstickstoff vereist.
Falls ein chirurgischer Eingriff zu riskant wäre, zum Beispiel im Augenwinkel, kann auch die Strahlentherapie zum Einsatz kommen. Eine weitere Lösung sind Cremes, die das Immunsystem modulieren. Oder die photodynamische Therapie, bei der eine photosensibilisierende Creme aufgetragen wird. Im Anschluss wird der Bereich mit Licht geeigneter Wellenlänge bestrahlt, welches die Krebszellen zerstört. Beim schwarzen Krebs werden die betroffenen Hautpartien mit einer Sicherheitsmarge chirurgisch entfernt.
Bei Bedarf erfolgt im Anschluss eine Chemotherapie, eine Strahlentherapie oder eine Immuntherapie.
Welche präventiven Tipps haben Sie, damit es erst gar nicht so weit kommt
Wenn man schon einmal an Hautkrebs erkrankt ist, ist eine regelmässige Kontrolle beim Arzt erforderlich, um ein Rezidiv, d. h., eine erneute Erkrankung, zu vermeiden. Wie bereits erwähnt ist auch die Selbstuntersuchung sehr wichtig. Zudem muss man sich vor der Sonne schützen und Sonnenbrand unbedingt vermeiden. Zwischen 11 und 15 Uhr, wenn die Sonne am aggressivsten ist, sollte man sie besonders meiden und sich entsprechend kleiden: Bluse oder Hemd mit langen Ärmeln, Mütze und Sonnenbrille. Bereiche, die nicht durch Kleidung geschützt werden können, sollte man mit Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor eincremen, zum Beispiel Gesicht, Hals, Ohren, Nacken und Hände. Wenn man im Leben häufig einen Sonnenbrand hatte, ist ab 50 zudem besondere Vorsicht geboten.
Interview geführt von Jean-Baptiste Bourgeon
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