Seit rund zwanzig Jahren ist erwiesen, dass Taubheit nicht nur körperliche, sondern auch soziale und kognitive Probleme verursachen kann. Um eine solche Entwicklung zu vermeiden, muss man zur Vorbeugung auf richtige Hygiene, angemessenen Lärmschutz und Früherkennung bei Problemen achten. Das Tragen von Hörgeräten verlangsamt diese Entwicklung.
In einem 2019 in einer renommierten medizinischen Zeitschrift veröffentlichten Artikel heißt es: „Hörverlust ist positiv mit einem Demenzrisiko assoziiert, insbesondere bei Patienten zwischen 45 und 64 Jahren. Gehörschutz, Früherkennung und Behandlung können als Strategien zur Minderung dieses potenziellen Risikofaktors eingesetzt werden.“ Eine sicherlich schockierende und beängstigende, aber doch auch realistische Behauptung! Die Weiterentwicklung der Neurowissenschaften in den letzten 20 Jahren hat gezeigt, dass Taubheit tatsächlich zu ganz beträchtlichen schädlichen Veränderungen der Gehirnfunktion und der Gesundheit des Patienten führt, und zwar nicht nur physisch, sondern auch sozial und kognitiv. Diese Plastizität des Gehirns lässt sich wie folgt zusammenfassen: Ein stimuliertes Organ funktioniert besser und länger als ein nicht stimuliertes Organ. Darüber hinaus gestaltet sich die Verbesserung eines Organs umso schwieriger und zeitaufwendiger, je mehr es an sensorischer Stimulation mangelt. Die Abbaugeschwindigkeit hängt statistisch vom Schweregrad des Hörverlusts ab, dessen häufigste Ätiologie die altersbedingte Presbyakusis ist. Aufgrund eines Funktionsverlustes der auditorischen Haarzellen führt dieser oft schleichende Hörverlust zunächst zu Schwierigkeiten beim Sprachverstehen, insbesondere in lauten Umgebungen, aber auch wenn der Sprecher zu leise oder zu schnell spricht. Es handelt sich um einen multifaktoriellen Prozess, der im Alter mehr als ein Drittel der Menschen betrifft.
Die Weiterentwicklung der Neurowissenschaften in denletzten 20 Jahren hat gezeigt, dass Taubheit tatsächlich zu ganz beträchtlichen schädlichen Veränderungender Gehirnfunktion und der Gesundheit des Patienten führt, und zwar nicht nur physisch, sondern auch sozial und kognitiv.
Die Auswirkungen dieser Taubheit zu minimieren, ist daher nicht der richtige Weg. Heutzutage ist das Tragen eines Hörgerätes selbst bei leichtem Hörverlust die einzige wirksame Maßnahme. Je früher der Hörverlust eintritt, desto größer sind die Chancen, die Auswirkungen dieses Mangels an auditiver Stimulation zu minimieren. Drei Grundprinzipien führen dazu, dass diese Verminderung des Hörvermögens nicht minimiert wird, wobei diese Prinzipien bereits in einem Text von 1839 erwähnt wurden: „Das Gehör kann nur dann gut und scharf sein, wenn die Organe [des Gehörs] einerseits gut ausgebildet und alle gesund sind und wenn andererseits die Weiterverbreitung der durch die Hörnerven empfangenen Eindrücke richtig funktioniert und das Gehirn gesund ist. Wenn nur eine dieser Voraussetzungen fehlt, wird das Gehör mehr oder weniger unvollkommen […] Das erste Symptom, das die Schwächung des Gehörsinns ankündigt, ist die Schwierigkeit des Kranken, einem allgemeinen, lebhaften Gespräch zu folgen oder den Gesang und die Begleitung eines Musikstücks mit der gleichen Klarheit zu hören.“ Diese Prinzipien, die uns dabei helfen, so lange wie möglich ein gutes Gehör zu behalten, bedeuten vereinfacht: sich um seine Ohren kümmern – Hörverlust vorbeugen – und zu wissen, wie man die ersten Anzeichen bemerkt. Wenngleich der Mensch nicht gegen die Alterung des Ohres oder gegen seine Genetik ankämpfen kann, kann er doch diese Prinzipien anwenden.
Die Pflege der Ohren bedeutet vor allen Dingen eine angemessene Hygiene, insbesondere die Vermeidung aller unnützen Reinigungsmaßnahmen fürdie äußeren Gehörgänge. Tatsächlich reinigen sich die Ohren selbst, wobei das Ohrenschmalz dafür das natürliche Mittel ist. Der Versuch, es mit Duschen, Wattestäbchen oder sonstigen Instrumenten zu entfernen, birgt das Risiko, dass das Ohrenschmalz tiefer gedrückt wird und Pfropfen entstehen, die das Ohr nicht mehr spontan beseitigen kann. Dies ist die erste Ursache für Taubheit, die auszuschließen ist.
Einem Hörverlust so weit wie möglich vorzubeugen, besteht im Wesentlichen darin, sich vor störendem Lärm zu schützen. Lärm gehört zu unserem Lebensumfeld, ob er nun als Vergnügen oder als Ärgernis empfunden wird. Er kann zu einer echten Belästigung werden und das Leben mancher Menschen stark belasten. Je „älter“ das Ohr ist, desto lärmempfindlicher ist es. Jeder kann sich vor wiederholten akustischen Traumata schützen. Es gibt zwei Ebenen der Vorbeugung: Die erste besteht darin, laute Orte zu meiden, und die zweite, sich individuell zu schützen, um die Schallintensität, die das Ohr erreicht, zu verringern.
Schließlich kommt es darauf an, die ersten Anzeichen von Hörverlust zu erkennen. Was auf den ersten Blick einfach und banal wirkt, ist es doch oft nicht. Dies hängt in erster Linie mit einer allgemeinen Haltung zusammen, nämlich dass man dazu neigt, diese ersten Symptome, die am häufigsten auftreten, wenn sich die Person in Gesellschaft befindet, herunterzuspielen oder sogar zu leugnen. Darüber hinaus wird ein Hörproblem oft als Handicap empfunden, das man verbergen muss, um Bemerkungen zu vermeiden, die manchmal als unangenehm und missfällig empfunden werden. Eine weitere Gefahr ist der Rückzug der Person, die beginnt, Verständnisprobleme zu haben. Die einzige Möglichkeit, das Ausmaß dieser ersten Anzeichen zu erkennen, ist die Durchführung einer ärztlichen und audiometrischen Untersuchung des Ohres, um zunächst im Rahmen der Möglichkeiten zu versuchen, den Ursprung des Hörverlustes zu verstehen und dann etwaige Maßnahmen zur Verlangsamung bzw. Minimierung des Fortschreitens des Hörverlustes zu besprechen.
Die einzige wirksame Maßnahme ist, wie bereits erläutert, das Tragen von Hörgeräten. Dies ermöglicht eine Reversibilität der Plastizität mit einer Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit und damit eine Verringerung des Demenzrisikos.
Schließlich kommt es darauf an, die ersten Anzeichen von Hörverlust zu erkennen. Was auf den ersten Blick einfach und banal wirkt, ist es doch oft nicht.
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